Die Kapitel meines Herzens von Catherine Lowell

Der Roman Die Kapitel meines Herzens von Catherine Lowell ist ein literarisches Vergnügen. Als Literaturwissenschaftlerin war ich gleich mitten in der Geschichte, denn ich kann mich noch an die ersten Tage an der Uni erinnern, wo die fantastische Welt der Literatur drauf wartete, erkundet zu werden. Wie fantastisch diese Welt sein kann, beweist nun Lowell mit ihrem Debüt.
Samantha Whipple ist eine Nachfahrin der Brontë-Familie. Diese berühmt berüchtigte Schriftstellerdynastie und ihr eigenbrödlerischer Vater, der ein direkter Nachfahr der Brontës und selbst ein erfolgreicher Schriftsteller war, hat großen Einfluss auf Samantha, die ebenfalls der Literatur verfallen ist. Trotzdem trägt Sam schwer an diesem großen Erbe. Sie weiß zwar alles, spricht aber nur sehr ungern darüber. Doch eines Tages muss sie über ihren Schatten springen und in die Welt der Brontës eintauchen, wenn sie ihr Vermächtnis und damit das letzte Zeichen ihres Vaters finden will. Er hat sich seinen ganz eigenen Weg ausgedacht, seiner Tochter das Erbe der Brontës zu hinterlassen. Sam ist eine geübte Fährtenleserin, denn schon von klein auf hat ihr Vater in Büchern Hinweise versteckt und eine literarische Schnitzeljagd für sie veranstaltet. Auf die Suche begibt sich Sam aber nicht allein, denn Unterstützung bekommt sie von ihrem Literaturprofessor, der ebenfalls ein zwiespältiges Verhältnis zu den Brontës pflegt.

Lowell spinnt eine sehr spannende Handlung um diese kleinen Szenen in den Brontë Romanen. Außerdem findet man spannende Ansätze, die sich mit der Rezeptionsgeschichte der Werke befassen. Da spürt man, wie viel Liebe im Roman und im Detail steckt. Ich wünschte nur, alles würde sich nicht so sehr um den attraktiven Literaturprofessor und die verquere Liebesgeschichte in diesem Buch drehen. Denn die Suche nach dem Familiengeheimnis ist spannend genug, sodass es nun wirklich nicht den obligatorischen Kuss am Ende braucht.
Trotzdem ist Lowell ein echtes Lesevergnügen gelungen, das ganz viel Lust auf Brontë macht. Genau wie der Roman ist auch die Heldin clever und ein bisschen eigenwillig – also genau nach meinem Geschmack. Ich lege diesen Roman allen ans Herz, die sich für die Brontë-Schwestern interessieren und in die Atmosphäre am Oxford Colleges eintauchen möchten.

Lieben Dank an den Hoffmann & Campe Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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