Die Gestirne von Eleanor Catton

Im Dezember habe ich angekündigt, mir die Weihnachtsfeiertage für den Roman Die Gestirne von Eleanor Catton frei zunehmen. Daraus ist leider nichts geworden, weil sich die Feiertagsfaulheit mit dem Aufleuchten der vierten Kerze prompt eingestellt hat und das eine oder andere Märchen in die Quere kam. Darauf folgte dann der Umzug im neuen Jahr und meine Leselust war wie verflogen. Mit Einkehr der Ruhe ins neue Heim kam dann auch das Lesefieber zurück. Darum habe ich auch gar nicht erst lange gezögert und gleich zu diesem Wälzer gegriffen – 1040 Seiten here we go.
Eleanor Catton zeichnet in ihrem Roman eine Welt des Goldrausches in Neuseeland im Jahr 1866. Nach einer beschwerlichen Überfahrt landet der Schotte Walter Moody in der Hafenstadt Hokitika. Noch in dieser Nacht wird er zufällig Teilnehmer einer Geheimgesellschaft von zwölf Männern, die sich aufgrund der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls und eines entdeckten Goldschatzes versammelt haben. Viele Figuren behaupten ihren Platz im Erzählstrang; viele Schicksale und Begegnungen, die sich alle um ein Ereignis wickeln. Die Geschichte ist so raffiniert gesponnen, dass es dem Leser schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Der Roman selbst liest sich wie ein Rausch, man erfährt so viel über diesen fernen Ort in einer anderen Zeit.
Die Gestirne ist nicht bloß ein historischer Roman wie jeder andere, das Alleinstellungsmerkmal ist wohl seine Erzählstruktur. Catton hat sich an Planeten- und Sternenkonstellationen der damaligen Zeit orientiert. Sie dienen ihr als Vorlage für die Figuren- und Handlungscharakteristiken. Mit ihren Positionswechseln verändern sich auch die Konstellationen der Personen und der Handlung. Catton schickt ihren Leser aber nicht unvorbereitet auf die Reise, sondern stattet ihn aus. Dank einer Inhaltsangabe vor jedem Kapitel, einer Landkarte und einem Personenverzeichnis, verliert man nie die Orientierung in diesem dicht gewobenen Netz der Intrigen.

Die Gestirne von Eleanor Catton erschienen im btb Verlag 2015.

Lieben Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!