Die Gabe von Naomi Alderman

Auf den Roman Die Gabe von Naomi Alderman freue ich mich schon lange! Aufmerksam wurde ich auf die Geschichte durch folgendes Versprechen: „The Handmaid’s Tale for the Gone Girl generation“. Aldermans Roman spielt in einer Zukunft, in der sich die Machtverhältnisse auf der Welt nach und nach verlagern. Die Frauen werden mittels einer Gabe, eine Art Elektroschock, der über die Hand gegeben wird, zum stärkeren Geschlecht.
Alderman exerziert diese Entwicklung in all ihren Konsequenzen, was ihr durch vier verschiedene Blickwinkel in der Geschichte gelingt. Das Waisenmädchen Allie, die zu einer spirituellen Führerin aufsteigt, den Journalisten Tunde, der auf der ganzen Welt die Entwicklung aus nächster Nähe begleitet und dokumentiert, außerdem die Bürgermeisterin Margot und ihre Tochter Joyce, die beide eine schwierige Beziehung zur Gabe haben und schließlich Roxy Monke, die als Tochter eines Gangsters zur gefürchtetsten Frau aufsteigt. Dadurch gelingt es Aldermann Bereiche wie Politik, Religion und Kultur, aber auch Kriminalität und Pubertät zu beleuchten und die Verlagerung der Macht nicht nur auf der gesellschaftlichen, sondern auch auf der persönlichen Ebene zu veranschaulichen.

Wie verändert sich die Welt, wenn Frauen an der Macht sind? Das ist die Frage, deren mögliche Antwort in diesem Buch gezeichnet wird. Um nicht zu viel zu verraten, kann ich aber behaupten, dass Aldermann sehr konsequent, ohne unnötige Verherrlichung des weiblichen Geschlechts, diese Frage beantwortet und eine weibliche Dystopie inszeniert. Alderman jongliert auf knapp 500 Seiten mit einem interessanten Gedankenexperiment, dessen Umsetzung gelungen ist und sich sehr spannend liest. Ihr Roman wird noch lange im Gedächtnis bleiben, da hier viele wichtige Denkanstöße gegeben werden. Vor allem zeigt sie, wie wichtig es ist, nicht zu sehr an Geschlechterrollen festzuhalten, sondern endlich die Machtverhältnisse gerecht zu verteilen und alle Menschen als gleichberechtigt zu betrachten.

Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!