Der Besuch von Hila Blum

Offen gestanden hab ich anfangs recht schwer in den Debütroman Der Besuch von Hila Blum hineingefunden. Mühlselig habe ich mich von Seite zu Seite vorwärts gehangelt; das Erzählte wollte und wollte keinen Anklang bei mir finden. Leider ist das bei Büchern oft so, in denen ich keinerlei Parallenen zu meinem eigenen Leben sehe und mir schlicht die Identifikationsfigur fehlt. Dennoch konnte ich das Lesen auch nicht sein lassen. Der Grund? Schon nach den ersten Seiten hat mich die Frage angetrieben: Was hat es mit dem Besuch, wie der Titel es bereits ankündigt, auf sich? Und welches Ende nimmt die Geschichte von Nili und Nataniel, einem israelischen Ehepaar, die das Leben einer modernen Patchwork-Familie in Jerusalem führen?

Leider wird die große Frage nach dem Besuch, der sich bereits zu Anfang des Buches ankündigt, erst gegen Ende des Buches beantwortet und lässt den Leser bis zum Schluss etwas ratlos zurück. In der Zwischenzeit geht es um die Bewältigung der eher schwierigen familiären Verhältnisse – die Mutter ist dement, das Kind aus erster Ehe des Mannes hochbegabt, das eigene Kind an Epilepsie fast gestorben, die Schwester leicht verrückt – sowie die Herausforderungen und Zweifel in einer Ehe. Wie sehr kann und darf man seinem Partner vertrauen, wieviel kann eine Ehe ertragen, wo fängt Schutz und Geborgenheit einer Familie an und ab wann gilt eine Ehe eigentlich als gescheitert? Diese und viele weitere Fragen hat Hila Blum in eine vielschichtige Romangeschichte eingebaut, die davon lebt, dass am Ende doch alles anders kommt, als erwartet. Manchmal sind es nämlich nicht die großen Herausforderungen des Alltags, welche am Beziehungsgerüst rütteln.  Manchmal ist es nur ein kurzer flüchtiger Moment, der zum Virus wird, der dich krank macht, der sich durch dein Leben bohrt, selbst wenn er jahrelang ruhig in dir geschlummert hat. Und dieser Gedanke hat mir am Ende dann eben doch noch gefallen, denn er zeigt, das wir zwar glauben unser Leben selbst zu lenken, das Schicksal aber immer und überall seine Finger im Spiel hat.

„Der Besuch“ von Hila Blum ist hier käuflich zu erwerben.